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Polyzystische Eierstöcke

Polyzystische Eierstöcke

Dieser Begriff bezeichnet eine Ultraschalldiagnose, die durch die Anwesenheit von 12 oder mehr Follikeln in jedem Eierstock (2-9 mm Durchmesser) und/oder ein erhöhtes Eierstockvolumen (> 10 ml) gekennzeichnet ist. Der Ultraschall-Befund dieser Merkmale in einem einzigen Eierstock ist ausreichend für eine Diagnose. Da die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln die Morphologie des Eierstocks verändern kann, wird dieses Diagnosekriterium allerdings nicht bei Frauen angewandt, welche orale Verhütungsmittel benutzen.

Im Kontext der Anwendung von Techniken der künstlichen Befruchtung (TKB) und vom praktischen Standpunkt aus ist der Befund von polyzystischen Eierstöcken in isolierter Form nützlich für die Vorhersage der Reaktion des Eierstocks auf die Stimulation mit Medikamenten und das Risiko, das Syndrom der ovariellen Hyperstimulation aufzuweisen.

Dieses Syndrom darf nicht mit dem POLYZYSTISCHEN OVARIALSYNDROM (POS) verwechselt werden, das eine Pathologie der ovariellen Dysfunktion darstellt, mit potenziellen Folgen für die Fruchtbarkeit und einem erhöhten Risiko, danach Stoffwechselkrankheiten zu erleiden.

Das POS ist ein Syndrom, und als solches ist ein einziges Kriterium nicht ausreichend für dessen Diagnose. Im Jahr 2006 trafen sich die Amerikanische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und die Europäische Gesellschaft für Humanreproduktion und Embryologie in der holländischen Stadt Rotterdam, um einen Konsens zu erzielen und diese komplexe Pathologie zu definieren; ab diesem Zeitpunkt wird POS als Befund bei einer Patientin mit mindestens zwei von drei möglichen Kriterien definiert:

  1. Oligo- und/oder Anovulation
  2. Klinische oder biochemische Anzeichen für Hyperandrogenismus
  3. Polyzystische Eierstöcke

Die Oligoovulation beschreibt das Auftreten von unregelmäßigen Regelblutungen mit Menstruationszyklen von über 35 Tagen oder weniger als 8 Regelblutungen in einem Jahr. Die Anovulation ist die Abwesenheit des Eisprungs, die sich klinisch durch unregelmäßige, häufig unvorhersehbare Zyklen äußert, manchmal mit Amenorrhö (Abwesenheit der Regel) zusammenfällt und andere Male mit starken Regelblutungen (dysfunktionalen Uterusblutungen).

Hyperandrogenismus ist der Überschuss an zirkulierenden Androgenen (männlichen Hormonen); dieses Phänomen kann klinisch durch den Befund von Hirsutismus (erhöhter Haarwuchs an Stellen, wo diese normalerweise nicht wachsen, bei Frauen, wie zum Beispiel am Kinn oder an der Brust), Akne und Haarausfall diagnostiziert werden. Die Diagnose kann auch biochemisch erfolgen, durch Messung der Spiegel des freien zirkulierenden Testosterons.

Das POS beeinflusst die Fruchtbarkeit vor allem durch Einwirkung auf den Eisprung und die Menstruationszyklen, so dass der Zeitpunkt des Eisprungs schlecht vorhersehbar wird, und daher ist die erste Behandlungslinie die Anwendung von Pharmaka zur Induktion des Eisprungs ist, etwa von Clomifencitrat. Falls diese erste Behandlungslinie keine Wirkung erzielt, wird auf die künstliche Insemination oder auf die In-vitro-Fertilisation zurückgegriffen.

Einige Patientinnen können von der Technik der ovariellen Punktion-Aspiration der sichtbaren Antralfollikel unter Zuhilfenahme von Ultraschall profitieren, um zu versuchen, die normale Funktion des Eierstocks wiederherzustellen, bevor zu komplizierteren Techniken übergegangen wird. Für die Anwendung dieser Technik ist es unverzichtbar, dass keine andere Ursache für die Sterilität der Patientinnen vorliegt. Das Verfahren wird unter Sedierung der Patientin durchgeführt und erfordert keine Krankenhauseinweisung. Nach dem Eingriff werden Ultraschall- und analytische Kontrollen zur Feststellung des Eisprungs durchgeführt. Auf diese Weise können wir mit Hilfe eines geplanten Geschlechtsverkehrs vorgehen, wobei wir immer auf die In-vitro-Fertilisation zurückgreifen können, falls der Eisprung und/oder die Schwangerschaft nicht erreicht werden. Die Erfolgsquoten dieser Technik sind ähnlich hoch wie beim chirurgischen drilling (durchgeführt per Laparoskopie), es treten jedoch weniger Komplikationen auf.

Schließlich ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Frauen mit POS – auf Grund der meta bolischen Natur dieser Pathologie – ein höheres Risiko (3 bis 7 Mal) für Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Dyslipidämie aufweisen. Außerdem wurde ein erhöhtes Risiko für Endometriumkrebs auf Grund der chronischen Anovulation festgestellt, die das Endometrium für längere Zeit einer Östrogen-Umgebung aussetzt.

Wie wir also sehen, konzentriert sich der Umgang mit Patientinnen mit POS nicht nur auf die Behandlung von Reproduktionsproblemen, sondern umfasst einen multidisziplinären Ansatz unter Mitarbeit von Gynäkologen, Endokrinologen und Ernährungsberatern für die Verringerung des Risikos von Krankheiten, die späteren im Leben auftreten.

Dr. Juan Carlos Castillo, Gynäkologe am Instituto Bernabeu

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